Wie der Vater, so die Tochter – dieser CS ist mehr als nur ein Auto.

Wes’ erste BMW Erinnerung geht auf das Jahr 1987 zurück (damals war er sieben Jahre alt), als er von seiner Großmutter ein blaues „CSL Batmobil“ geschenkt bekam. Dieses Auto war und ist immer noch das Lieblingsspielzeug seiner Kindheit. Im Jahr 1990 entschieden sich seine Eltern dann dazu, einen 1989er BMW E30 zu kaufen. Als sie beim Händler ankamen, um ihr Auto abzuholen, sagte man ihnen, es habe eine kleine Verwechslung gegeben. „Was ist denn das Problem?“, fragte Wes’ Mutter. Das Auto sah auf den ersten Blick völlig in Ordnung aus. „Nun ja, ähm, unsere Filiale in Melbourne hat vergessen ein paar wichtige Dinge mit dem Auto mitzuliefern.“, „Was meinen Sie damit? Es sieht für mich in Ordnung aus.“, „Sie haben die hinteren Türen vergessen.“

Irgendwie hatten es beide Händlerfilialen geschafft, die Papiere durcheinanderzubringen, und statt einer Limousine erhielt Wes’ Familie einen Coupé. Das war wohl kaum ein geeignetes Familienauto mit drei Kindern unter zehn Jahren. Sein Vater ergriff die Gelegenheit beim Schopf, verhandelte den Preis nach und nahm den Coupé schließlich mit nach Hause. Während der Schulzeit arbeitete Wes nachmittags bei demselben Händler, von dem seine Eltern damals den Coupé gekauft hatten, und half in der Werkstatt aus. Während dieser Zeit sah er eine Menge verschiedener BMW, die entweder für Wartungsarbeiten vorbeigebracht wurden oder im Schauraum oder im Rahmen der „BMW Experience“ zu bewundern waren. Was seinen Blick wie magisch anzog, war ein Taiga 3.0 CS, der scheinbar eine Ewigkeit auf dem Gebrauchtwagenparkplatz verbrachte. Er war vermutlich einfach zu extravagant für Tasmanien in den 1990er-Jahren, insbesondere mit dem grellgrünen Lack.

Als es an der Zeit für Wes war, sein erstes Auto zu kaufen, gab es für ihn nur eine Wahl: einen schwarzen BMW E36. Der Wagen begleitete ihn durch die Uni, bis er seinen nächsten BMW erstand: einen 1986er E30 325i Cabrio. An diesem war jedoch einiges zu machen. Er verbrachte etwa ein Jahr damit, ihn zu restaurieren, was zur damaligen Zeit besonders schwer fiel, da er und seine Frau sich gleichzeitig um ihre sechs Monate alte Tochter, Lola, kümmern mussten. Doch er nahm einfach Lola mit und setzte sie ins Auto, während er daran arbeitete.

Die Karosserie des Autos
Wes Young neben der offenen Motorhaube seines Autos

Im Jahr 2017 begegnete Wes einem Polaris 1972er BMW 3.0 CS. Es war sofort um ihn geschehen. In Australien sind diese Wagen sehr selten, da sie nie offiziell importiert wurden. Das Auto befand sich am anderen Ende des Landes, weit weg von Tasmanien. Doch nach einigen Telefonaten und unzähligen Fotos, die zeigten, wo genau sich die Roststellen befanden, kaufte er das Fahrzeug. Nachdem er es ein Jahr gefahren war und die Planung abgeschlossen hatte, begannen die Restaurierungsarbeiten. Gemeinsam mit Simon – einem Allround-Mechaniker – brachte er das Auto zu seiner ursprünglichen Schönheit zurück. Bei der Farbe blieben sie der Werkslackierung treu: Ceylon Gold. Während des gesamten Restaurierungsprozesses war Lola immer wieder zu Besuch und stets daran interessiert, wie sich ihr „Glitzerauto“ weiterentwickelte.

An einem Tag zeigte Wes Simon während der Kaffeepause eine Ausgabe des Magazins „Classic Car“. Unter den Kleinanzeigen war ein Scheunenfund – ein 1972er BMW 3.0 CSL – mit einem ziemlich hohen Angebotspreis. „Warum kaufst du den nicht auch noch?“, fragte Simon. Die Idee schien völlig indiskutabel. Sie waren ja noch nicht einmal mit diesem CS fertig. Einen Monat später erschien die nächste Ausgabe des Magazins. Der CSL stand weiterhin zum Verkauf. Einzig stand anstelle des Preises nun das Wörtchen „verhandelbar“ dort. Es kann ja nicht schaden, den Verkäufer einmal anzurufen, dachte sich Wes. Sie unterhielten sich eine Stunde lang. Der Preis ging stetig weiter runter und Wes’ Interesse nahm mehr und mehr zu. Einen Monat später befand er sich auf einem vierstündigen Flug ans andere Ende Australiens, um sich das Auto anzusehen. Es war seit 1983 nicht mehr auf der Straße gewesen und sah auch genauso aus. Trotzdem war es grundlegend solide und bot viele Ersatzteile. In diesem Moment erlebte Wes etwas, das man wohl nur als Moment der Klarheit bezeichnen könnte. Ihm wurde bewusst, dass dies vermutlich die einzige Chance in seinem Leben sein würde, einen nicht restaurierten CS zu erstehen, der nicht von Rost durchsetzt in Australien zum Verkauf stand – und das zu einem Preis, den er sich tatsächlich leisten konnte.

Einige Wochen später traf das Auto in einem Transportcontainer in Wes’ Werkstatt ein. Der CS ist nun fertig. Mit dem CSL geht es jedoch gerade erst los. Da er bereits so lange nicht gefahren wurde und die üblichen CSL Rostprobleme aufweist, wird eine vollständige Restaurierung nötig sein. Wes hofft, das Auto bis zu seinem 40. Geburtstag fahrtüchtig zu haben. Vermutlich wird es aber eher zum 50. Geburtstag des Autos soweit sein.

Lola ist jedes Wochenende mit ihren eigenen Werkzeugen mit dabei. Sie nehmen derzeit das gesamte Auto auseinander, um sich später in diesem Jahr der Karosserie zu widmen. Sie arbeitet genauso begeistert wie Wes an dieser Restaurierung. Hoffentlich wird sie schon bald ein weiteres „Glitzerauto“ in ihrer Sammlung haben.

Das Auto von vorne
Das Auto auf einer Straße von oben
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