DER UNERWARTETE. BMW C1.

Motorradfahrer kennen das. Einfach einsteigen und losbrausen wie beim Auto geht nicht. Denn vorher sollte tunlichst Schutzkleidung angelegt werden, von den Stiefeln bis zum Helm, falls eben doch mal was passiert. Das ist umständlich, kostet viel Zeit, und im Sommer schwitzt man schnell. Eine Fahrt zum Meeting oder Kunden wird also schwierig, wäre aber gerade in der Stadt eine praktische Alternative zum staugeplagten Auto.

Frau sitzt in BMW C1
BMW C1

BMW C1 – Motorrad völlig neu gedacht

Warum also nicht die Vorzüge eines Motorrads mit jenen des Automobils kombinieren? Das ist natürlich leichter gesagt als getan, begann bei BMW aber schon auf der IFMA 1992 und sorgte für reichlich staunende Gesichter. Da stand eine äußerst ungewöhnliche Designstudie, ein Roller mit Schutzbügeln über dem Fahrer und mit Sicherheitsgurten. Sein Name war bereits C1. Von hier bis zum Serienmodell verstrichen aber noch einmal acht Jahre, denn Wind- und Wetterschutz, passive Sicherheit und Komfort wollten technisch erst mal serienreif entwickelt werden.

Heraus kam ein Hightech-Roller, wie ihn die Welt so noch nie gesehen hatte. Ein massiver Rahmen aus Alu-Strangpressprofilen bildete eine Schutzzelle um den Fahrer, der angeschnallt und von der Helmpflicht befreit ein wesentlich freieres Motorradfahren erleben durfte. Die schwere Lederkombi war überflüssig geworden. Dazu gab es ein 50 Liter großes Staufach, einfach zu beladen wie jeder Kofferraum eines Automobils.

Gelände Motorrad
BMW C1

Moderne Technik auch im Inneren

Eine Telelever-Vorderradgabel und eine Triebsatzschwinge hinten sorgten in Kombination mit dem optionalen ABS für sicheres und komfortables Fahren. Der 125-ccm-Vierventilmotor mit elektronischer Einspritzung und G-Kat leistete 15 PS, genug für 110 km/h Spitze und damit perfekt für den Alltag. Wer mehr wollte, konnte ab 2001 den C1 200 wählen, der aus 176 Kubikzentimetern zwar nur drei PS mehr entwickelte, doch mit 17 statt zwölf Newtonmetern über ein spürbar gesteigertes Drehmoment verfügte. Er trug dann auch schon ein paar Verbesserungen wie die Verlängerung der A-Säulen oder einen neuen Heckspoiler an sich.

Die Motoren kamen von Rotax aus Österreich, gebaut wurde der BMW C1 bei Bertone in Italien, und vielleicht war er der Zukunft dann doch zu weit voraus. Bereits 2004 endete der Verkauf, einen Nachfolger gab es nicht. Immerhin fast 34.000 Stück entstanden, die heute meist in fester Liebhaberhand gehegt und gepflegt werden. Als „futuristischer Klassiker“ gewinnt der C1 inzwischen sogar wieder neue Fans.

Mit dem C 600 Sport und dem C 650 GT kehrte BMW 2012 erneut in den Rollermarkt zurück, wenngleich nicht mehr ganz so spektakulär wie beim C1. Den Revoluzzer gibt heute eher der C evolution, denn der stromert leise und abgasfrei in die Zukunft.

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